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8.7.2021
Benjamin Brockhaus (PTW der TU Darmstadt), Dr. Verena Henrich (Software AG) und Felix Hoffmann (PTW der TU Darmstadt)

EuProGigant ist am 1. März 2021 offiziell gestartet. Allerdings war die interne Kommunikation der Projektpartner im Lockdown eine große Herausforderung: Über lange Zeit konnten sie sich nur per Videokonferenz austauschen. Mit dem Rückgang der Inzidenzwerte und den neuen Reisemöglichkeiten steht dem persönlichen Kennenlernen zum Austausch und zur Abstimmung im Projekt nichts mehr im Weg.

Am 16. Juni 2021 haben Mitarbeiter*innen der Software AG das Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt besucht. Auf der Agenda stand eine Führung durch den Großdemonstrator für Energietechnologien und Anwendungen in der Produktion (ETA-Fabrik) und die Besichtigung des Technikums für Fertigungstechnologie (TEC-Lab) des PTW.

Vernetzung für höhere Energieeffizienz

Die Produktionslinie in der ETA-Fabrik dient als Anwendungsbeispiel für die im Rahmen des Projektes betrachteten Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, wie sie zum Beispiel bei ARBURG Anwendung finden. Die ETA-Fabrik ist bereits umfassend vernetzt; in einem nächsten Schritt wird noch die GAIA-X-Kompatibilität hergestellt.

Ideales Bauteilmatching beugt Verschwendung vor

Auch das TEC-Lab beschäftigt sich intensiv mit projektrelevanter Forschung, u.a. zu den Themen Smart Components und Konnektivität. Im Lab befindet sich die für den Anwendungsfall „Ideales Bauteilmatching“ (siehe auch Infokachel) zentrale Maschine HELLER H5000, ein Vier-Achs-Bearbeitungszentrum für die Schwerzerspanung, auf der im Projekt Turbinenschaufeln sowie Spindelgehäuse gefertigt werden.

Im Anwendungsfall werden Spindelbauteile produziert, deren Maße und Toleranzen abhängig von den zu fügenden Bauteilen, wie z.B. Kugellager, entsprechend eingestellt werden. Ziel des Anwendungsfalles ist die Nutzung von Produktionsdaten, um bestmögliche Bauteilpaarungen zu gewährleisten und somit Ausschuss oder Überproduktion zu vermeiden. Eine Anwendung ist die ideale Paarung beim Fügen von Spindel und Kugellager in Antriebssystemen. Prozess- und Qualitätsinformationen aus anderen Produktionsstandorten oder von anderen Komponentenherstellern werden mittels GAIA-X umgesetzt. Als Datenquelle (GAIA-X Data Asset) zur Beurteilung der Prozessstabilität der Spindelfertigung, welche Einfluss auf die Maßhaltigkeit hat, soll ein sensorisches Werkzeug der TU Wien eingesetzt werden.

Der Anwendungsfall “Ideales Bauteilmatching”

Für die Herstellung einer passgenauen Bauteilpaarung werden sehr hohe Anforderungen in Form von engen Toleranzen an die zu fügenden Paarungsbauteile gestellt. Trotz Qualitätskontrollen lehrt die Erfahrung, dass häufig eine Verschwendung in Form von Überproduktion, Lagerhalterung und hohem Ressourcen- und Energieverbrauch auftritt.

Eine gemeinsame europäische Dateninfrastruktur kann helfen, Verschwendungen weitestgehend zu vermeiden. Hier erfahren Sie mehr.

Der Anwendungsfall “Mobile Bearbeitungsmaschine”

Von sich selbst steuernden Robotersystemen bis hin zu mobilen Gleisbaumaschinen: mobile Bearbeitungsmaschinen bringen eine neue Dimension der Flexibilität in die Produktion ein. Um ein solches fahrerloses und mobiles System zu unterstützen, wird die störsichere und drahtlose Übertragung großer Datenmengen benötigt.

Ein mittels Edge-Geräten vernetztes System bietet hierzu eine Lösung. Hier finden Sie heraus wie.

Bildungsmaschine für das Lernökosystem

Neben der großen HELLER H5000 befindet sich im TEC-Lab auch die Bildungsmaschine CNC-Profitrainer, eine Miniaturversion der H5000 welche ebenfalls im Projekt Verwendung findet. Es handelt es sich hier um eine 1:4-Variante der H5000, die von HELLER für die Ausbildung und Hochschullehre konzipiert wurde. Die Bildungsmaschine entspricht in ihrem kinematischen Aufbau der großen Schwester und verfügt über eine vollwertige Maschinensteuerung. Sie wird in der Lehr- und Lernfabrik bei HELLER von Auszubildenden konstruiert und hergestellt, und ist ein wichtiger Bestandteil von EuProGigant als Lernökosystem.

Aufgrund ihres mobilen Aufbaus bietet sie sich im Projekt sowohl unterstützend für den Anwendungsfall der „Mobilen Bearbeitungsmaschine“ (siehe Infokachel) als auch für den Einsatz bei einem projektinternen Hackathon an. Im Rahmen solch eines Hackathons könnte somit schnell ein prototypisches Edge-Device entwickelt werden.

Begeisterung der nächsten Generation durch engere Kollaboration

Der CNC-Profitrainer wird am PTW der TU Darmstadt bereits in der Lehre genutzt und könnte in Partnerschaft mit der Software AG weitere Anwendung finden. Um Studierende in einer Lehrveranstaltung ein Praxisbeispiel an die Hand zu geben, können das „APAMA Streaming Analytics“-Programm und die Cloud-Management-Lösung Cumulocity IoT, beide von der Software AG entwickelt, im Profitrainer eingesetzt werden.